Umgang mit ruhigen Schüler:innen bei Harkness
Dies ist der zuerst letzte Beitrag zur Harkness-Methode und in diesem möchte ich mich einem Thema widmen, das immer wieder in Kommentaren aufgetaucht ist: Wie gehen wir damit um, dass es Schüler:innen gibt, die sich aus verschiedenen Gründen von alleine nicht in den Gruppenprozess einbringen können oder wollen?
Und das ist gar nicht so leicht – es ist definitiv eine meiner Baustellen, an denen ich noch intensiv arbeite. Ich habe einige Ideen dazu, manche sind mehr, manche weniger ausgereift. Eine Patentlösung kann ich hier leider nicht bieten, dich aber ein bisschen an meinen Gedankengängen teilhaben lassen.
Wer vorher einzelne Themen zur Harkness-Methode nochmal nachlesen möchte, kann das hier tun:
- Teil 1: Die Harkness-Methode zur Förderung der Problemlösekompetenz
- Teil 2: Mögliche Aufgaben in der Harkness-Methode
- Teil 3: Die Lehrkraft in der Harkness-Methode
Gründe: Unsicherheit
Die Gründe, warum Schüler:innen sich nicht in den Gruppenprozess einbringen, können ganz unterschiedlich sein. Und genauso unterschiedlich muss natürlich auch der Umgang mit dem fehlenden Einbringen sein.
Zunächst müssen wir hier zwei Fälle unterscheiden. Jemand kann thematisch unsicher sein, es fehlen also Vorkenntnisse, um die Lösung effektiv anzugehen. Oder man kann unsicher sein, weil man ein eher ruhigeres Naturell hat und sich nicht traut, sich offen vor den Mitschüler:innen einzubringen.
Eine vorgeschaltete Partner- oder Gruppenarbeitsphase kann in beiden Fällen Unsicherheiten abbauen. So können schon mal im kleinen Rahmen Fragen gestellt oder Ideen ausdiskutiert werden. Das kann helfen, den Mut aufzubringen, sich aktiv in den Lösungsprozess in der gesamten Gruppe einzubringen oder inhaltliche Lücken zu schließen, um die Aufgabe zu bearbeiten.
Gründe: Ablenkung
Natürlich gibt es auch Schüler:innen, die einfach keine Lust haben – da müssen wir ehrlich mit uns sein. Der Ursprung kann ganz verschieden sein und am Fach oder auch im Privaten liegen. Wir können nicht in die Köpfe unserer Schüler:innen blicken und wissen deshalb auch nicht, was sie gerade beschäftigt. Wir wissen nicht, ob es ihnen gerade gut geht, in der Schule gerade etwas schief läuft oder sie mit den Gedanken woanders sind.
Nicht immer hat man einen guten Tag. Solche Tage müssen wir jedem zugestehen. Manifestiert sich das Verhalten aber, sollten wir diejenigen aktiv in den Prozess einbeziehen.
Aktives Einbeziehen: Regeln
Natürlich kann man auf die Regeln der Harkness-Methode verweisen. Diese besagen, dass die Schüler:innen sich gegenseitig aktiv einbeziehen sollen. Dazu zählt auch, dass ruhigere Schüler:innen mit ihren Mitschüler:innen angesprochen werden. Oder auch von der Lehrkraft.
Doch diese Art des Einbeziehens hat natürlich einen Nachteil: Sie funktioniert nicht, ohne die Person offen vor allen anderen anzusprechen, was schnell zu einem Effekt des Bloßstellens oder wenigstens des Gefühls führen kann. Noch vielmehr, wenn es von der Lehrkraft kommt.
Allerdings werden sich die Schüler:innen in den seltensten Fällen gegenseitig offen ansprechen. Das kann also im Endeffekt dazu führen, dass ohnehin unsichere Schüler:innen noch unsicherer werden und sich dann noch weniger am Prozess beteiligen.
Aktives Einbeziehen: Missionen
Das subtilere Einbeziehen von ruhigen Schüler:innen kann über das Verteilen von Missionen geschehen. Ich nutze dafür gerne meine Missionskarten, die ich auch im normalen Unterricht einsetze. Das gibt mir die Möglichkeit, Schüler:innen Aufgaben zu geben und damit am Prozess teilzunehmen – wenn auch im Ruhigen für sich selbst. Die Aufgaben können dabei vielfältig sein. Es kann darum gehen, den Prozess zu beobachten und der Gruppe Feedback zu geben, den Weg zur Problemlösung schriftlich festzuhalten, die Aufgabe und Lösung für die Gruppe zu protokollieren, einzelnen Schüler:innen Feedback zu geben, die Aufgabe und Lösung in einer Audio-Datei zu beschreiben und kommentieren, … Ihr seht: Es gibt viele Möglichkeiten, die individuelle Stärken der Schüler:innen ansprechen, aber trotzdem der gesamten Gruppe nützen und somit den Prozess bereichern.
Vielleicht hast du ja Ideen, wie wir ruhigere Schüler:innen noch auf andere Art in die Methode einbeziehen können? Dann freue ich mich, wenn du deine Ideen mit mir teilst.
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