Im ersten Halbjahr wollte ich unbedingt Podcasts im Unterricht thematisieren. Dafür habe ich im fächerübergreifenden Unterricht ITGeo (eine Kombination aus ITG und Geografie) ein großes Podcast-Projekt durchgeführt. Dabei haben meine 6. Klässler in kleinen Teams (maximal 3 Schüler:innen) gemeinsam einen eigenen Podcast erstellt. Es sind in diesem Rahmen 14 wundervolle Podcasts zu verschiedenen europäischen Ländern entstanden.

Ich habe für dieses Projekt einen Podcast gesucht, der für die Kids spannend und interessant anzuhören ist, auf die geografischen Inhalte adaptiert werden kann und von uns gut analysiert werden kann. Die Wahl fiel ziemlich schnell auf den CheckPod von Tobias Krell alias Checker Tobi. Wer in den CheckPod mal reinhören möchte, kann dem Link folgen: Zum CheckPod.

Ich zeige dir im heutigen Beitrag, wie das Projekt abgelaufen ist und reflektiere den Prozess für dich. Ich kann dich nur ermutigen, es – auch in den jungen Klassen – auszuprobieren! Alle hatten an den Podcasts viel Spaß und die Ergebnisse sind für das Alter einfach beeindruckend und unglaublich kreativ. 

Die Voraussetzungen

Zunächst einmal möchte ich dir einen Einblick in die Grundvoraussetzungen geben. ITGeo ist ein Fach, das bei uns an der Schule als Enrichment-Kurs läuft und als Teil der Begabtenförderung nur in der 6. Klasse unterrichtet wird. Dass es Teil der Begabtenförderung ist, sagt tatsächlich aber nur bedingt etwas über die Schüler:innen aus. Es ist handelt sich um eine sehr durchmischte, normale 6. Klasse.

Der Fokus liegt in Enrichment-Kursen auf der Förderung der Selbstständigkeit, was im projektorientierten Unterricht mündet, dessen Themen üblicherweise aus eigenem Interesse heraus entstehen. 

ITGeo wird in gleichen Teilen in Geografie und in ITG unterrichtet. Dabei liefert die Geografie die Fachinhalte, die in ITG in digitalen Lernprodukten in Projekten aufgearbeitet werden. Ich unterrichte dabei den ITG-Anteil, der alle zwei Wochen 75-minütig stattfindet.

Einstieg ins Thema Podcasts im Unterricht

Stunde 1 / 2:

Nach einem Brainstorming zum Thema Podcasts habe ich die Klasse nach ihren Lieblingspodcasts und ihren Podcast-Erfahrungen gefragt: Wann und wie oft hören sie Podcasts? Warum hören sie Podcasts? Was gefällt ihnen an Podcasts gut und was mögen sie da überhaupt nicht? Zum Sammeln können super digitale Mindmaps oder kollaborative Whiteboards eingesetzt werden.

Nach einem kurzen Überblick über das Projekt „Podcasts im Unterricht“ sind wir über das Thema Sprache eingestiegen. Es gibt da schon echt gute Materialien, die sich mit Sprache und Stimme in Podcasts auseinandersetzen und toll veranschaulichen, worauf man achten sollte. Im Anschluss kann man passend dazu noch den Schnitt in Podcasts thematisieren und welche Punkte in diesem Prozess beachtet werden sollten.

Ich möchte dir an dieser Stelle das folgende Material empfehlen, das ich selbst in Ausschnitten genutzt habe: Wiener Bildungsserver „Radioprojekte im Unterricht“ Das Material lässt sich gut integrieren und anpassen: Mit Sejda habe ich z. B. bei einzelnen Seiten Boxen oder Textstellen geweißt, so dass die Schüler:innen selbstständig Schlussfolgerungen aus den tollen Beispielen gelangen mussten. Obwohl es in dem Material um den Radio-Einsatz geht, lässt sich das toll für Podcasts adaptieren.

Analyse eines existierenden Podcasts

Stunde 3 / 4:

Der CheckPod von Checker Tobi erschien mir aus vielerlei Hinsicht ideal für die Orientierung für eigene Podcasts im Unterricht: Die Zielgruppe des Podcasts passt zu meiner Klasse und Checker Tobi ist den meisten Kids bekannt. Thematisch geht es in dem Podcast um Wissensvermittlung zu ganz unterschiedlichen Themen und die Aufmachung ist sehr jugendlich, lustig und interessant. Da in dem Podcast viel mit Effekten, Gästen oder der Wissensdatenbank „Checky“ gearbeitet wird, bietet er tolle Anknüpfungspunkte für meine Schüler:innen. 

Die Klasse durfte sich für eine Folge entscheiden, die wir einmal vollständig anhörten. Im Folgenden hörten wir uns dann nur noch Ausschnitte an. Jedes Mal analysierten wir einen anderen Aspekt: Wir begannen mit dem Aufbau des Podcasts, gingen dann auf den Aufbau und Inhalt einzelner Abschitte ein, analysierten Soundeffekte und Geräusche und zum Schluss die Sprache. Die Ergebnisse haben wir schriftlich festgehalten, denn sie sollten als Vorlage für die eigenen Podcasts dienen.

Denn es war klar: Es sollten eigene CheckPod-Folgen entstehen mit vielen kleinen Vertretungs-Checkern. 

Die drei Checkerfragen

Stunde 5:

Inhaltlich hatten sich die Schüler:innen schon mit ihrem gewählten europäischen Land auseinandergesetzt. Für den Podcast mussten nun drei spannende Checkerfragen gefunden werden, die thematisch zum Land passten, aber für die Zielgruppe der 6. Klässler wirklich interessant sind. Und das ist gar nicht so einfach, denn das geografische Wissen kann dafür natürlich herangezogen werden, oft war aber eine weiterführende Recherche nötig. 

Neben dem inhaltlichen Aspekt musste gleichzeitig auf die Formulierung der Frage geachtet werden. Dafür musste das Wissen der Sprache aus den Einstiegsstunden herangezogen werden, um die Frage natürlich und trotzdem spannend wirken zu lassen.

Die restliche Stunde wurde sich auf die Sounds konzentriert, kostenlose Datenbanken wurden durchsucht oder Tools zur Generierung einer Computerstimme ausprobiert. Im Nachhinein ist mir eingefallen, dass es toll gewesen wäre, verwendete Tools und Apps in einer kollaborativen Tabelle mit Vor- und Nachteilen sowie Einsatzmöglichkeit festhalten zu lassen. So hätte man am Ende eine Tabelle voller Tools gehabt, die man hätte weiterverwenden können.

Das Drehbuch

Stunden 6-7:

In den folgenden Stunden musste das Drehbuch geschrieben werden. Und ich glaube, ich nehme nichts vorweg, wenn ich sage, dass es die verhasstesten Stunden waren. Die Notwendigkeit, den Ablauf des Podcasts zu planen und das Drehbuch aufzuschreiben, war der Klasse zwar bewusst. Den Aufwand für das Drehbuch und den Prozess des Schreibens hatten viele aber unterschätzt. Damit sich alle Teams genau mit dem Inhalt auseinandersetzen, habe ich die Vorgabe gemacht, dass das Drehbuch wortwörtlich verfasst werden soll. Eine neue Schwierigkeit war demnach, die Schriftsprache außen vor zu lassen und die Umgangssprache zu verschriftlichen.

Bei der Längenvorgabe von etwa 7 Minuten für den Podcast kam in den Drehbüchern schon so manche Seite zusammen. Die Drehbücher so ausführlich aufschreiben zu lassen, konnte die Schreibkompetenz für die zwei Stunden gut in den Vordergrund rücken. Das geht in meinen Fächern viel zu oft unter.

Aufnahme und Schnitt

Hausaufgabe: Einer der letzten Schritte, die Aufnahme des Podcasts, erfolgte als Hausaufgabe. Das machte durchaus Sinn, um eine ruhige Umgebung zu gewährleisten und die Tonqualität positiv zu beeinflussen. Die Akustik der Schulräume kann nicht unbedingt als gut bezeichnet werden und einen Schall im Ton wollten wir verhindern. Die Teams trafen sich also außerhalb der Schule, um ihr Drehbuch zu vertonen.

Auch der endgültige Schnitt des Podcasts wurde zu Hause erledigt, weil eine Stunde ausgefallen war. Dadurch, dass die Klasse eine iPad-Klasse ist, war das technische Wissen zur Umsetzung mit Bordmitteln des iPads vorhanden oder wurde sich kurzfristig selbstständig angeeignet. Sicherlich muss man insgesamt schauen, ob die Medienkompetenz ausreicht, um dies selbstständig zu Hause erledigen zu können.

Reflexion

Meine Klasse hat mich einmal mehr mit ihrer Medienkompetenz überrascht: Es wurde sich im Handumdrehen in neue Tools eingearbeitet, der Einsatz begründet und ich habe einige neue Apps oder Webseiten kennengelernt. Das ist so viel wert! Die Ergebnisse können sich echt sehen lassen und das Projekt hat der Klasse sehr viel Spaß gemacht. 

Probleme gab es vor allem beim Finden und Formulieren der Checkerfragen. Da bietet es sich an, Hilfefragen zu formulieren, die entweder der Überprüfung dienen (z. B. Ist deine Frage interessant? Würdest du die Frage so einer Freundin stellen?) oder die zu guten Checkerfragen hinführen (z. B. Gibt es Besonderheiten zu Sprachen, Bevölkerungsgruppen? Was würde dich am Land wirklich interessieren?).

Um der Individualität des Prozesses nicht im Wege zu stehen, habe ich auf einen Zeitplan verzichtet. Das würde ich das nächste Mal anders machen, um allen eine Orientierung zu geben und Zeitprobleme gegen Ende der Projektzeit zu verhindern. Auch das wortwörtliche Formulieren des Drehbuchs würde ich ersetzen und gegen eine sehr detaillierte, inhaltliche Auflistung der Abschnittsinhalte eintauschen. Ein Fokus könnte dabei auf dem Anfang liegen, in dem auf das Thema nur mit Geräuschen und Selbstgesprächen hingearbeitet wird, ohne das Thema beim Namen zu nennen.

Im nächsten Beitrag zeige ich dir, wie wir die Präsentation der Podcasts mit einer Hörkonferenz gestaltet haben. 

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei ganz herzlich bei Tobi Krell bedanken, der so lieb war und sich die Mühe gemacht hat, meiner Klasse eine Grußbotschaft zu hinterlassen. Die Kids haben sich sooo gefreut und waren direkt super motiviert!

Hast du Fragen zum  Prozess, zu den Ergebnissen, zur Technik, … ? Ich freue mich über deinen Kommentar und dein Feedback!

Wenn dir mein Beitrag gefällt, freue ich mich, wenn du auf meinen Profilen auf Instagram, YouTube oder Facebook vorbeischaust. 

Diesen Beitrag teilen: