10 Tipps für einen guten Start als Klassenlehrer
Würdest du die Klassenleitung übernehmen? Häufig ist das eine Frage, die im Schulalltag zwischen Tür und Angel gestellt wird und die, ohne groß darüber nachzudenken, einfach mit ja beantwortet wird. So war es auch bei mir. Ein halbes Jahr ist seitdem vergangen. Würde ich mich heute wieder so entscheiden? Aber ja. Würde ich etwas anders machen? Aber ja. Hier meine 10 Tipps für einen guten Start ins Klassenlehrer-Dasein.
10 Tipps für einen guten Start als Klassenlehrer
1. Lerne deine Klasse kennen
Das hört sich jetzt ganz banal an, aber ist unheimlich wichtig. Du wirst ab sofort ihr erster Ansprechpartner im Lehrerkollegium werden, wenn alles so läuft wie geplant. Normalerweise hast du als Klassenlehrer mehr Stunden in deiner Klasse als die anderen Lehrer. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Vertrauensbasis zu schaffen und deine Klasse kennenzulernern. Und zwar besser als du es sonst müsstest. Nur so kannst du dir sicher sein, dass sich deine Schüler bei Problemen auch an dich wenden und nicht alles über Eltern oder andere Lehrer kommuniziert wird. Nichts ist blöder als einer der Letzten zu sein, der von Problemen erfährt oder es erst über 10 Ecken mitzubekommen.
2. Nutze den Wechsel in der Klassenleitung als Chance
Oft haben sich Routinen festgefahren, die mal mehr und mal weniger gewinnbringend sind. Nutze die Zeit der Erneuerung also dafür, festgefahrene Strukturen aufzubrechen und mit der Klasse die bisherige Situation zusammen zu reflektieren. Was hat sich als gut erwiesen? Womit sind wir nicht so gut gefahren? Halte an Routinen, die gut funktionieren fest und überlege dir für Alles, was nicht gut geklappt hat, neue Routinen. Du wirst es nie wieder so leicht haben, neue organisatorische Ideen umzusetzen und auszuprobieren wie jetzt am Anfang. Auch für die Schüler ist es die Chance, etwas auszusprechen, was sie sich vielleicht zuvor nicht getraut haben.
3. Organisiere möglichst bald den ersten Elternabend
Das Vertrauen deiner Schüler zu gewinnen, ist die eine Sache. Die andere: das Vertrauen der Eltern. Eigentlich ist es selbstverständlich: Auch die Eltern sind neugierig, wer der neue Klassenlehrer ist und wollen wissen, wem sie ihr Kind in der Schule anvertrauen. Die Eltern ihrerseits wählen die Elternvertreter oder Elternsprecher der Klasse, welche neben der Organisation der weiteren Elternabende eine wichtige Funktion für dich haben: Sie sind das Bindeglied zwischen den Eltern der Klasse und dir. Probleme werden üblicherweise über die Elternvertreter an dich herangetragen werden. Ein gutes Verhältnis zu den Elternvertretern aufzubauen, sollte also in deinem Sinne sein. Oft werden auch die Weiterleitung von Informationen an alle Eltern direkt übernommen. Die Elternvertreter sind eine echte Entlastung für dich, wenn das Amt gewissenhaft ausgeführt wird.
4. Verteile am Anfang die wichtigsten Aufgaben in der Klasse
Für einen reibungslosen Ablauf ist es wichtig, die zu wählenden Ämter möglichst umgehend zu vergeben. Dazu zahlen die (stellvertretenden) Klassensprecher sowie die (stellvertretende) Klassenbuchführung. Die Klassensprecher sind das Sprachrohr der Klasse und für Probleme der Schüler die ersten Ansprechpartner. Sie organisieren im Allgemeinen den Klassenrat, bei dem Belange rund um die Klasse besprochen werden.
5. Sorge für die Organisation von Papierkram
Organisation ist auch vorher schon wichtig, es wird aber noch viel wichtiger mit eigener Klasse. Briefe, Emails, Entschuldigungen, Anträge auf Beurlaubung, Rundschreiben an die Klassenlehrer – alles landet in einer enormen Anzahl auf deinem Schreibtisch. Das A & O ist es, von Anfang an Ordnung ist diesen Wust an Papier zu bringen und das nicht erst tun zu müssen, wenn die Zeit eng wird und Fristen unmöglich mehr einzuhalten sind.
Ein Tipp: Versuche, möglichst viel davon digital zu erhalten, um Papier zu sparen und nicht so viel aufbewahren zu müssen. Ich lasse mir Entschuldigungen beispielsweise gerne von den Eltern per Email schicken. So habe ich es direkt digital und finde es bei Bedarf schnell wieder. Die Eltern wiederum sind froh, das Fehlen ohne großen Aufwand entschuldigen zu können. Um einem Missbrauch vorzubeugen, kenne ich natürlich die Emailadressen der Eltern.
6. Organisiere dich selbst
Ich gebe es zu: auch ich habe unterschätzt, wie viele Fragen es als Klassenlehrer zu beantworten gibt, die man ad hoc nicht beantworten kann. Das ist nichts Schlimmes, man ist nicht in jedem Gebiet der Schulorganisation fit und muss es auch nicht sein. Dafür gibt es im Allgemeinen ja Ansprechpartner. Umso wichtiger ist es aber, sich eine Art To Do-Liste anzufertigen, in die man zu klärende Angelegenheiten aufnehmen kann. Am besten umgehend, denn die anfangs gestellten Fragen sind am Ende der Stunde oft vergessen. Schnell hat man da den Ruf als unzuverlässig inne – wer will das schon?
7. Nimm dir den Schulkalender vor
… und streiche dir alle Termine an, die deine Klasse betreffen. Für den Fall, dass sich bei manchen Terminen organisatorische Besonderheiten oder Fristen ergeben, bist du so rechtzeitig gewappnet und kannst dich entsprechend auch rechtzeitig darauf vorbereiten. Das ist toll, denn ein vorausschauender Blick vermeidet Stressphasen, weil Termine dann doch so plötzlich da sind.
8. Bereite dich auf die Zeugnisse vor (von Anfang an)
Zeugnisse? Sind ja erst zum Ende des Halbjahres fällig. Wer mit dieser Einstellung an die Sache herangeht und erst eine Woche vor den Zeugniskonferenzen mal ins Klassenbuch schaut, wird böse überrascht werden. Die Aufbereitung der Fehlstunden, für die du als Klassenlehrer verantwortlich bist, ist wirklich aufwändig. Was waren jetzt Krankentage? Wann war noch gleich ein Schultermin, der nicht entschuldigt werden musste? Das weiß man 2-3 Monate später einfach nicht mehr. Besser: Während des Schuljahres einen festen Tag auswählen (am besten Freitag) und die Fehlstunden der Woche in eine Liste eintragen. Dann kannst du direkt auch entschuldigte und unentschuldigte Fehlzeiten markieren.
Ein weiterer positiver Effekt: Du hast direkt im Blick, wer Fehlzeiten anhäuft und deshalb Probleme mit der Versetzung bekommen könnte. Es ist wirklich nicht schön, so etwas zu spät zu merken, um noch etwas ausrichten zu können. Das wird auf dich zurückfallen, da Gespräche nicht rechtzeitig stattgefunden haben.
9. Beobachte deine Schüler genau
Das Gruppenklima wirkt sich nicht nur auf das Wohlbefinden deiner Schüler, sondern auch auf die Lernprozesse in den Stunden deiner Kollegen und von dir aus. Behalte also im Blick, ob sich irgendwann Baustellen ergeben. Wenn sich Schüler plötzlich zurückziehen, absondern, still werden oder sonstiges, ungewöhnliches Verhalten zeigen, sollten bei dir die Alarmglocken schrillen. Die Schüler sind so etwas wie deine Schäfchen, die aus der Schulzeit als gestärkte Persönlichkeiten herausgehen sollen. Wir als Lehrer sollten das bestmögliche dafür tun, die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Im Fall der Fälle müssen Gespräche und Maßnahmen ergriffen werden, die von Elterngesprächen bis hin zu Teambildungsmaßnahmen und darüber hinaus reichen können.
Die Erkenntnisse, die du aus der Beobachtung gewinnst, können dir auch an anderer Stelle nutzen: Genau dann, wenn du zusammen mit den Zeugnissen auch Sozialverhalten und andere Eigenschaften bewerten sollst. Man glaubt es vielleicht nicht, aber Eigenschaften wie z. B. Verantwortungsbereitschaft, Teamfähigkeit, Betragen und Zuverlässigkeit lassen sich ohne vorheriges Beobachten nur sehr schwer beurteilen.
10. Genieße die Zeit
Klassenlehrer zu sein, bedeutet nicht nur eine Menge Verantwortung, sondern auch eine ganz besondere Zeit mit seiner Klasse zu verbringen. Nie lernt man seine Schüler so gut kennen und baut solch ein besonderes (schönes!) Verhältnis zu ihnen auf wie in seiner Zeit als Klassenlehrer. Genieße das! Die Zeit vergeht unheimlich schnell und der Abschied von deiner Klasse kommt dann sicherlich viel schneller als es dir lieb ist.
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