Nachdem Teil 1 über den Unterrichtsentwurf so gut angekommen ist, freue ich mich, dir heute Teil 2 meiner kleinen Reihe zum Unterrichtsentwurf präsentieren zu können. In diesem Beitrag wird es um die ersten drei Kapitel meiner Unterrichtsentwürfe gehen:

  1. Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
  2. Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
  3. Fachlich-inhaltlicher Schwerpunkt (Sachanalyse)

Wer sich nochmal Teil 1 zum Aufbau anschauen und sich meine Hinweise und Tipps ansehen möchte, klickt bitte Teil 1. Hier geht es dann zu Teil 3 und Teil 4. Allen Anderen wünsche ich viel Freude beim Lesen und hoffentlich danach ein gutes Gefühl. Der Unterrichtsentwurf ist wirklich kein Hexenwerk Verrate mir doch bitte in einem Kommentar, ob du den Beitrag als hilfreich empfunden hast.

Der Unterrichtsentwurf: Kapitel 1 bis 3

Eine kurze Erinnerung zum Aufbau eines Unterrichtsentwurfs sei mir an dieser Stelle nochmal erlaubt. Wie man schnell feststellen wird, beziehen sich die Angaben auf den Vorbereitungsdienst in Berlin. Ich denke dennoch, dass man auch in anderen Bundesländern viel adaptieren kann.

Was gehört zum Unterrichtsentwurf?

Aus den Vorgaben des Senats im Handbuch Vorbereitungsdienst (Teil 1) ergab sich der folgende Aufbau, den ich stets verwendet habe:

  1. Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
  2. Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
  3. Fachlich-inhaltlicher Schwerpunkt (Sachanalyse)
  4. Kompetenzentwicklung und Standards
    1. Allgemeine Unterrichtsvoraussetzungen
    2. Begründung der Lehr- und Lernstruktur
  5. Individuelle Kompetenzentwicklung der Lernenden
  6. Verlaufsplan
  7. ggf. Quellenverzeichnis
  8. Anhang

Los geht’s also mit den Kapiteln 1 bis 3.

Kapitel 1: Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson

Tief durchatmen. Kapitel 1 ist schnell erledigt. Sollte dies euer erster Unterrichtsentwurf sein, so kannst du Kapitel 1 glatt überspringen. Erst, nachdem du einen Unterrichtsbesuch hattest und mit deinem Fachseminarleiter über deine geforderte Kompetenzentwicklung für den nächsten Unterrichtsbesuch gesprochen hast, kannst du hier auch etwas formulieren. Und zwar (wie eigentlich immer): kurz und knapp.

Manchmal liegen zwischen zwei Unterrichtsbesuchen nur wenige Wochen, manchmal sogar zwei Monate oder mehr. Es ist also wichtig, dass du genau weißt, was ihr in der letzten Reflexion besprochen habt und was dein Fachseminarleiter von dir sehen möchte. Genau das gehört in Kapitel 1. Nicht mehr und nicht weniger.

Mein persönlicher Tipp: Hab beim Unterrichtsbesuch eine Kopie deines gesamten Unterrichtsentwurfs dabei, den du im Reflexionsgespräch mit den Anmerkungen deines Fachseminarleiters und den Ergebnissen eures Gesprächs versehen kannst. Dazu gehört dann selbstverständlich auch deine Kompetenzentwicklung. Oft wird sie im Gespräch in Formulierungen wie „was ich gerne beim nächsten Mal von Ihnen sehen möchte,…“ oder ähnliche Ausdrücke verpackt.

Du siehst anhand meiner drei Beispiele, dass die Inhalte in diesem Teil ganz unterschiedlich aussehen können:

Der Unterrichtsentwurf: Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
Der Unterrichtsentwurf: Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
Der Unterrichtsentwurf: Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson

Kapitel 2: Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

Wenn du deine Stunde in die Unterrichtsreihe einordnen möchtest, bietet sich, der Übersichtlichkeit halber, eine Tabelle geradezu an. Mit einer Tabelle kannst du die Abfolge der Unterrichtseinheiten ordentlich und übersichtlich darstellen. Jeder blickt schnell durch und findet das, was er oder sie sucht. Genau das wollen wir.

Ein häufiger Fehler ist das Missverstehen des Wortes „Einordnung“. Deine gezeigte Stunde in die Unterrichtsreihe einzuordnen, bedeutet, sie in einen klaren Zusammenhang zum Rest deiner Reihe zu bringen. Dafür reicht keineswegs die Angabe von zwei weiteren Unterrichtseinheiten aus. Dein Fachseminarleiter möchte an dieser Stelle beurteilen können, ob du eine Unterrichtsreihe sinnvoll aufbauen kannst. Das kannst du nur zeigen, wenn du an der Stelle etwas ausholst und in der Tabelle möglichst gut verdeutlichst, wie du vorgegangen bist.

Wie viele Stunden du dafür benötigst, musst du selbst einschätzen. Wichtig ist, dass du (wenn möglich) sowohl einige Stunden vorher als auch einige Stunden nach deiner gezeigten Stunde festhältst. „Wenn möglich“ heißt hier, dass das natürlich in einer Stunde, die eine Unterrichtsreihe eröffnet oder abschließt nur schlecht möglich ist.

Was gehört also in deine Tabelle?

  1. Ganz klar eine Nummerierung der Unterrichtseinheiten. Dabei muss nicht jede Stunde eine eigene Zeile erhalten, wenn du ein Thema auf zwei Stunden verteilt hast. Mach dies in der Nummerierung kenntlich, z.B. durch die Nummerierungen  1   oder   1/2 .
  2. Dein Stundenthema
  3. Angabe der zu fördernden Kompetenz. Diese hängt selbstverständlich von deinem Rahmenlehrplan ab. Es können auch Kompetenzen zu je einer Kompetenzart aufgenommen werden. Die Bezeichnungen kannst du dabei einfach aus dem Rahmenlehrplan übernehmen, um die Zugehörigkeit anzugeben.
    Tipp: Denk bitte einmal mehr über die Kompetenz nach, die du mehr als alle anderen fördern willst und gib diese an. Die Angabe von zwei oder mehr Kompetenzen ist häufig nicht gern gesehen. Dass man nie nur eine Kompetenz anspricht, ist klar. Zeig an dieser Stelle aber, auf welche Kompetenzförderung du den Fokus legst.
  4. Am Anfang bietet es sich an, das Geschehen in die Tabelle aufzunehmen, um zu verdeutlichen, was in der Unterrichtseinheit passiert. Sollte dein Fachseminarleiter andere Schwerpunkte verlangen, wird er dir das zügig mitteilen.

Das 2. Kapitel ist hinsichtlich meiner Beispiele der Beweis dafür, dass Unterrichtsentwürfe nicht in beiden Fächern gleich aufgebaut sein müssen. Wo hingegen für meine Fachseminarleiterin die zentralen Begriffe einer Unterrichtseinheit besonders relevant waren, war in Informatik eher das Geschehen von Bedeutung. Dies spiegelt sich im Aufbau der Tabellen wieder.

Der Unterrichtsentwurf: Unterrichtsreihe
Der Unterrichtsentwurf: Unterrichtsreihe
Der Unterrichtsentwurf: Unterrichtsreihe

 

Kapitel 3: Die Sachanalyse

Der fachlich-inhaltliche Schwerpunkt, vielfach auch Sachanalyse genannt, ist mir aus dem Studium noch mit Grauen in Erinnerung geblieben. Ich weiß noch, dass mich mein fieser Seminarleiter durchfallen lassen wollte, weil ihm meine Sachanalyse nicht gefallen hatte. Gnädigerweise hat er mich dann mit 4,0 bestehen lassen. Ich habe mich lange darüber geärgert, denn ich hatte unheimlich viel Mühe hineingesteckt und die Bewertung erschien mir auch nach einem Bewertungsgespräch sehr willkürlich. Erst, als ich im Referendariat ausschließlich positives Feedback zu meinen Entwürfen und auch zu meinen Sachanalysen erhielt, konnte ich das Thema für mich abschließen. Deshalb kann ich dir eines berichten: Die Sachanalyse wird im Studium nicht selten zu streng aufgefasst.

In der Sachanalyse geht es um den fachlichen Hintergrund, der der geplanten Unterrichtsstunde zugrunde liegt. Dabei kann es durchaus Sinn machen, etwas auszuholen, und einen umfassenden Überblick über die Theorie zu geben. Die Kunst liegt an der Stelle darin, die Theorie umfassend darzulegen und trotzdem zu entscheiden, wo man Abstriche machen und Grenzen ziehen muss. Wo hingegen es in der Universität da auf einwandfreie, korrekte Fachsprache ankam, reicht in der Praxis ein gut lesbarer Text, der fachsprachlich und natürlich inhaltlich korrekt ist.

Das Allerwichtigste: Jegliche schulischen Kontexte sind in der Sachanalyse unerwünscht. Nicht in der Einleitung, nicht im mittleren Teil, nicht am Ende. Das Wörtchen SuS hat in der Sachanalyse nichts zu suchen. Immer, wenn es dich in den Fingern juckt, etwas zu schreiben, das mit der Schule zu tun hat, solltest du dir innerlich auf die Finger hauen Es geht wirklich um das reine Fachwissen an dieser Stelle. Und das ist wirklich genauso gemeint wie es hier steht.

Eine mögliche Vorgehensweise ist, sich zunächst einen Überblick über den Themenabschnitt zu machen und sich einzelne Themenbereiche zu notieren. Betrachte dann deine Stunde und überleg dir, welches Fachwissen darin didaktisch reduziert betrachtet wird. Werde dir dann darüber im Klaren, welche fachwissenschaftlichen Annahmen, Theorien oder Aspekte die Grundlage für den Themenausschnitt deiner Stunde bilden und worauf sie hinauslaufen. DAS solltest du in der Sachanalyse verschriftlichen.

Als Orientierung: Die Themen für die folgenden Sachanalysen waren: Eigenschaften der Nominal, Ordinal- und Kardinalskala erkennen und einem Beispiel zuordnen, der Beweis des Satz des Pythagoras sowie die Transformationsregeln für die Überführung eines ER-Modells in eine Tabellenstruktur.

Der Unterrichtsentwurf: Die Sachanalyse
Der Unterrichtsentwurf: Die Sachanalyse
Der Unterrichtsentwurf: Die Sachanalyse

So, das war Teil 2 der Reihe über den Unterrichtsentwurf. Im nächsten Teil werde ich mich dann Kapitel 3 widmen: Das heißt für dich, du kannst deinen Rahmenlehrplan bereithalten, denn ich erzähle dir etwas über die gefürchtete Standardkonkretisierung und erkläre dir, worauf du bei den allgemeinen Unterrichtsvoraussetzungen achten solltest. Auch zum Herzstück des Entwurfs kommen wir im nächsten Teil: Der Begründung der Lehr- und Lernstruktur.

Ich glaube, das war jetzt ganz schön viel Input. Ich hoffe, die Beschreibungen waren gut nachvollziehbar und die Beispiele hilfreich. Wenn es Fragen oder Anmerkungen gibt: Nur her damit Ich freue mich über deinen Kommentar!

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